Alfred zur Linde – Freimaurer Essen
Unsere Loge blickt auf eine bewegte Geschichte von mittlerweile über 163 Jahren zurück. Eine ausführliche Chronographie finden sie im Freimaurer Wiki. Hier geben wir Ihnen einen kurzen Einblick.
Bereits 1856/57 trafen sich Essener Freimaurer informell im Gasthaus Bürhaus am Steeler Tor. Ein Rundschreiben von Bruder Mertens am 3. September 1857 führte zur Gründung eines "maurerischen Kränzchens", einer Vorstufe zur Loge. Die Satzung wurde am 19. September 1857 von 24 Brüdern unterzeichnet, weitere 23 folgten in den kommenden Wochen.
Nachdem am 30.04.1859 die Loge unter der Großen National Mutterloge Zu den drei Weltkugeln konstituiert wurde, nahmen am 27.11.1859 insgesamt 151 Brüder an der feierlichen Lichteinbringung teil. Der Name der Loge lehnte sich sowohl an die Dortmunder Loge zur alten Linde als auch an das Gedenken an Bischof Altfried an.
Nach der Gründung erwarb die Loge ein Grundstück mit einer Scheune, die zum ersten Logenhaus umgebaut wurde. Mit dem Wachstum der Stadt und der Loge wurde dieses Gebäude jedoch bald zu klein.
Für den Neubau des Logenhauses lobte die Loge 1908 einen Architekturwettbewerb aus, der auf Architekten beschränkt war, die Mitglied einer Freimaurerloge im Rheinland oder in Westfalen waren. Prämiert wurden die Entwürfe von Oskar Kunhenn (Essen), Boldt & Frings (Düsseldorf) und Richard Dörschel (Düsseldorf).
Wie auch die anderen Logen in Deutschland traf die Zeit der beiden Weltkriege und die Verfolgung durch den Nationalsozialismus unsere Loge hart. Während im ersten Weltkrieg viele Brüder im Krieg fielen, wurde die Loge am 25.09.1935 verboten und aufgelöst. Eine Vielzahl der Brüder wurden im Nachhinein von der Gestapo überwacht und verhaftet. Im Jahr 1945 wurde das alte Logenhaus während der Bombardierung von Essen völlig zerstört. Die Brüder aus der damaligen Zeit konnten einige Utensilien und freimaurerische Gegenstände des alten Logenhauses retten und verstecken, wodurch sie uns bis heute erhalten sind.
Nach dem Zweiten Weltkrieg und der Zwangsauflösung durch das NS-Regime begann für die Brüder ein neuer Abschnitt. Die gemeinsame Hoffnung auf einen Neuanfang und das tiefe Bedürfnis nach geistiger und ethischer Orientierung führten dazu, dass sich überlebende Brüder bereits kurz nach Kriegsende wieder miteinander verbanden.
Am 7. August 1948 wurde die freimaurerische Arbeit in Essen symbolisch neu aufgenommen – ein Akt, der nicht nur den äußeren Wiederaufbau, sondern auch die innere Rückbesinnung auf humanistische und brüderliche Werte markierte. Die Loge entschied sich in dieser Phase, sich der Großloge der Alten Freien und Angenommenen Maurer von Deutschland (AFuAM) anzuschließen, um auf diesem Fundament in eine neue Zeit aufzubrechen.
In den folgenden Jahren wuchs die Loge behutsam, getragen von Brüdern, die inmitten der gesellschaftlichen Umbrüche der Nachkriegszeit das Ideal der Humanität und der geistigen Arbeit weitertragen wollten. Nach provisorischen Lösungen in der Anfangszeit entstand schließlich ein neues, eigenes Logenhaus, das 1982 bezogen wurde und bis heute das Zentrum unseres Logenlebens bildet.
Die Freimaurerei in Essen zeigt sich heute in vielfältiger Ausprägung. In unserem Logenhaus arbeiten neben unserer eigenen Loge auch Ateliers des Alten und Angenommenen Schottischen Ritus (AASR) sowie die Frauenloge Sophia. Gemeinsam spiegeln sie die unterschiedlichen Facetten freimaurerischer Arbeit wider und bereichern das geistige Leben an diesem Ort.
Die vergangenen Jahre haben tiefgreifende Veränderungen mit sich gebracht. Inzwischen blicken wir auf eine Zeit des Wandels zurück, die auch unsere Bruderschaft gefordert hat – in ihrem Selbstverständnis, ihrer Praxis und ihrer Sichtbarkeit nach außen. Heute stehen wir bewusst für einen offenen, zeitgemäßen Dialog und wollen den Weg der Erneuerung weiter beschreiten.